Zuhause in mir
Eine Geschichte der Wildgänse
„Aber was ist, wenn ich unser Zuhause vermisse?“, fragte die kleine Gans die ältere, nachdem sie einige Stunden geflogen waren.
„Wir fliegen in den Süden", hatte man ihr gesagt. Aber die kleine Gans wusste nicht, wo Süden war. Sie kannte nur ihr Zuhause — und das fühlte sich viel zu weit entfernt an.
„Was, wenn wir nie mehr zurückfinden?“, flüsterte sie.
„Schließ die Augen", antwortete die ältere Gans.  
„Denk an dein Zuhause. Kannst du es sehen?“
„Ja", sagte die kleine Gans.
„Ich sehe unseren See,  
weit entfernt von uns,  
wo die Wasseroberfläche in tausend kleine Sterne zerspringt,  
wo der Wind leise Schlaflieder singt  
und Wolken wie Träume im Wasser treiben.“
Die ältere Gans nickte.
„Dann weißt du es.  
Du kannst nicht verlieren, was in dir lebt.  
Zuhause ist nichts, was man zurücklässt.  
Du trägst es in dir — wohin du auch gehst.  
Und wenn du die Augen schließt, kannst du immer dorthin zurückkehren.“
zoefee
 
               
   
