Die Entstehungsreise von „Home within Yourself“
Angst loszulassen
Als Ari und ich im August 2024 in unseren Van Emma gezogen sind, haben wir alles hinter uns gelassen – außer meine beiden Ponys. Sie waren schon immer bedeutende Teile meines Lebens, meine treuen Freunde und Begleiter. Mich von ihnen zu trennen, war unvorstellbar für mich.
Monatelang suchte ich nach einem Weg, sie in meinem Leben zu behalten, bis ich schließlich die perfekte Lösung gefunden zu haben schien: eine Familie, die sich für ein Jahr um die Ponys kümmern würde. Ich freute mich so sehr darüber, dass ich das zusammenziehende Gefühl in meinem Bauch ignorierte – die leise Stimme, die mir schon damals zuflüsterte, dass dies keine langfristige Lösung war und das Problem nur aufschieben würde.
Nur mit freien Händen kann man Neues fangen
Der Plan funktionierte von Anfang an nicht. Ich sorgte mich ständig um die Ponys, doch aus der Ferne waren mir die Hände gebunden. Die Familie, die sich um sie kümmerte, litt unter der Last der Verantwortung und schaffte es nicht, den Bedürfnissen der Ponys gerecht zu werden.
Ich wollte das alles nicht wahrhaben und suchte weiter nach neuen Lösungen, bis ich mir schließlich eingestehen musste, dass ich den Spagat zwischen den verschiedenen Leben nicht länger halten konnte. Dass es besser für alle wäre, ein neues Zuhause für die Ponys zu suchen. Die Entscheidung fiel mir unglaublich schwer. Aber tief in mir wusste ich, dass es das Richtige war – für sie und letztlich auch für mich.
Ein neues Bild
An meinem letzten gemeinsamen Tag mit den Ponys flog ein Schwarm Wildgänse über unsere Köpfe hinweg. Ich weiß noch genau, wie ich ihnen nachsah und mich fragte, ob auch sie dieses Gefühl der Angst kennen – die Angst, die Heimat zu verlassen und ins Unbekannte aufzubrechen. Alles, was sie lieben, hinter sich zu lassen, ohne etwas festhalten zu können. Doch dann dachte ich: Nein, die Wildgänse kehren jedes Jahr zurück.
Wenn ich meine Ponys gehen lasse, ist es endgültig. Ich kann nie wieder zurück.
Die nächsten Wochen waren unglaublich schwer für mich. Die Ponys hatten sich inzwischen in ihrem neuen Zuhause eingelebt, aber ich war unendlich traurig. Trost fand ich nur beim Malen. Ich arbeitete an einem neuen Bild mit blauen und erdigen Tönen. Als der Hintergrund fertig war, malte ich drei Wildgänse. Sie erinnerten mich an meinen letzten Tag mit den Ponys – und sie brachten mir auch etwas anderes: Worte schlichen sich in meine Gedanken. Eine neue Geschichte entstand. Von einer kleinen Wildgans, die zum ersten Mal gen Süden aufbricht und Angst hat, ihr Zuhause zu verlassen.
Wie sie die Angst überwinden kann, wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.
Für immer in mir
Eines Abends, als ich die Ponys wieder einmal vermisste, fragte Ari mich, wonach ich mich am meisten sehne. Ich begann zu erzählen: von dem Gefühl der Mähne zwischen meinen Fingern, den sanften, neugierigen Augen, den puscheligen Ohren vor blauem Himmel, vom warmen Fell unter meinen Händen, von der stillen Gegenwart dieser beiden sanften Wesen.
Von den Ponys zu erzählen, fühlte sich nicht nur wie eine Erinnerung an – es war, als wären sie bei mir. Ich konnte sie sehen, ihre Mähne zwischen meinen Fingern fühlen, den Duft des Fells riechen.
Und plötzlich dachte ich wieder an die Wildgänse auf meinem Bild. Vielleicht war meine Situation doch gar nicht so anders als die der Gänse.
Vielleicht kann ich in der Realität nicht zu ihnen zurück. Aber was bedeutet „Realität“ überhaupt? Ist sie nur das, was wir mit den Händen berühren können? Oder auch das, was wir innerlich sehen, woran wir uns erinnern, was tief in uns lebt? Ist das nicht genauso real?
Wie die Gänse kann auch ich jederzeit zurückkehren. Vielleicht nicht körperlich, nicht in der äußeren Welt. Aber plötzlich verstand ich: Es ist nur die äußere Form der Dinge. Es mag sein, dass ich mit den Ponys in der physischen Welt nicht mehr zusammen sein kann – doch in mir sind sie für immer da.
Und mit einem Mal wusste ich, wie meine Geschichte enden musste; den einen Satz, den die ältere Gans der jüngeren erzählen muss, damit sie ihre Angst überwindet:
Du kannst niemals verlieren, was in dir lebt.
zoefee
 
               
   
 
